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                                          Totale Sonnenfinsternis am 21. August 2017 in den USA

Anlässlich der totalen Sonnenfinsternis, die am 21. August 2017 in den USA stattfinden sollte, bin ich in den Sommerferien in die USA gereist. Schon einige Jahre vorher bin ich auf die spontane Idee gekommen, der ,,schwarzen Sonne" dort einen Besuch abzustatten. Zwar stand für mich schon seit vielen Jahren fest, dass ich unbedingt dieses Spektakel einmal in meinem Leben erleben will, doch, dass es dann so schnell dazu kam, damit hatte ich nicht gerechnet. Auch als ich auf die Informationen über die totale SoFi 2017 stieß, ging ich lange nicht wirklich davon aus, dass es jemals zu dieser Reise kommen würde. Eines Tages aber, im August 2017, saß ich nun tatsächlich in einem Flugzeug auf dem weiten Weg nach San Francisco. Die totale SoFi sollte erst am Ende einer mehrtätigen Reise an der Westküste entlang den Urlaub als großen Höhepunkt beenden. Nach einem intensiven zweitätigen Aufenthalt in San Francisco und diversen vorher sorgfältig geplaneten Ausflügen zu den üblichen Sehenswürdigkeite, die die Stadt im Westen Kaliforniens zu bieten hat, führte uns die Reise mit einem gemieteten Auto in den Süden nach Los Angeles. Der daran anschließende letzte Trip vor dem Abenteuer der totalen SoFi führte uns für drei Tage in den Yosemite-Nationalpark mit seinen sehr eindrucksvollen Naturwundern. Nach neun weiteren Stunden Autofahrt in Richtung Norden kam ich in Klamath Falls, einem kleinen Städtchen in Süd-Oregon, an. Da die Unterkünfte in der Nähe der erwarteten Totalitäszone schon seit Jahren ausgebucht waren, mussten wir in Klamath Falls, etwa drei Stunden Autofahrt von unserem endgültigen Ziel Madras entfernt, übernachten. Früh am nächsten Morgen (einen Tag vor der totalen SoFi), entsprechend bepackt mit allerlei Lebensmitteln, fuhren wir nun nach Madras, der erwartete Stau blieb zunächst aus. Nach kurzer Besichtigung des kleinen Dörfchens - mir kam es vor, als wären wir mitten im Nirgendwo - bereiteten wir uns auf einer vertrockneten Wiese eines Farmes auf eine Nacht im Auto vor. Ich dachte schon, dass die kleinen Hütten im Nationalpark unbequem seien, aber das Übernachten im Auto mit provisorischem Dixi-Klo und Gartendusche in der Nähe hob den Komfort auf ein ganz neues Level. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob die zunehmende Aufregung auf den nächsten Morgen oder die eisigen Temperaturen in der Nacht die Ursache waren, aber ich war froh als diese schlaflose, scheinbar ewig dauernde Nacht endlich ihr Ende fand und ein farbiger Schimmer am Horizont den nächsten Tag einleitete. Natürlich konnte ich es kaum erwarten, dass es endlich beginnt, lange hatte ich auf diesen Moment - genauer: auf die zwei Minuten Totalität - gewartet. Schon Zuhause hatte ich einige Wochen vorher ein Kamerastativ gekauft, die Kameraeinstellungen getestet und auswendig einstudiert - in diesen zwei Minuten sollte schließlich nichts dem Zufall überlassen werden - und in aufwendiger Handarbeit einen Sonnenfilter gebaut, um auch die partiellen Phasen vor und nach der Totalität fotografisch festzuhalten. Zunächst konnte man mit entsprechender Schutzfolie dabei zusehen, wie der Mond sich langsam an der Sonnenscheibe vorbei schlich. Dabei sah man die Umgebung kurz vor dem Höhepunkt in ein zunehmend ungewöhnliches Licht gesäumt. Plötzlich wurde der Tag zur Nacht, Sterne wurden sichtbar und am Horizont in allen Himmelsrichtungen setzte die Dämmerung ein - eine wirklich skurile Atmosphäre. Kurz bevor sich die ,,schwarze Sonne" in ihrer vollen Pracht zeigte, fiel noch  das  letzte  Sonnenlicht  durch einzelne Mondkrater am Rand - immerhin    ist  der Mond  keine  perfekte Kugel.

Dieses Phänomen wird aufgrund der Ähnlichkeit zu einem Diamant- ring als Diamantringeffekt bezeichnet. Nun kann man die Schutzbrille bzw. Schutzfolie abnehmen und das Schauspiel bewundern. Es gibt zwei Möglichkeiten auf den Eintritt dieses gewaltigen Ereignisses zu reagieren: Entweder man verfällt aufgrund der unglaublichen Schönheit dessen, was sich da plötzlich am Himmel zeigt, in eine Art Starre oder man jubelt vor lauter Begeisterung. Ich gehöre definitiv zu letzeren, es war überwältigend. Wie geplant habe ich schnell auf sämtliche Knöpfe der Kamera gedrückt, damit die tollen Aufnahmen (siehe Astrogalerie) entstehen, um mich dann völlig auf diesen ,,Strahlenkranz" am Himmel zu konzentrieren. Ich war wirklich erstaunt von der Größe und Ausdehunung der strahlenden Korona am Himmel. Die Schönheit dieser zarten und feinen Strukturen zeigt sich nur bei einer totalen Sonnenfinsternis, weil das intensive Sonnenlicht die Korona normalerweise deutlich überstrahlt. Auch bemerkenswert waren die Protuberanzen (heftige Materieströme auf der Sonne), die insbesondere oben rechts am Rand der ,,Scheibe" über der Sonnenoberfläche zu beobachten waren (siehe Abbildung) - und das alles mit dem bloßen Auge, völlig ohne technische Hilfsmittel oder Schutzfolie. Um mal eine Vorstellung von den Größenordnungen zu bekommen: In die abgebildete Protuberanz würde die Erde sicherlich viele Male hineinpassen. Das waren vermutlich die aufregendsten und zugleich leider auch kürzesten zwei Minuten meines bisherigen Lebens. Genau so plötzlich wie die totale Phase eintrat, war das Spektakel auch schon wieder vorbei - als wäre nie etwas Ungewöhnliches geschehen. Der Kernschatten sollte sich war zwar in einem schmalen Bereich, der sich von der West- bis zur Ostküste der USA erstreckte, ausbreiten, allerdings war die Wahrscheinlichkeit eines klaren Himmels in der Region um Madras herum am größten, entsprechend viele Menschen aus der ganzen Welt haben sich in diesem kleinen, unspektakulären Dörfchen versammelt. Das machte sich spätestens bei dem Versuch bemerkbar, das Dorf über die einzige Straße, die dafür gebaut wurde, gleichzeitig mit allen anderen Besuchern zu verlassen. Aus einer dreistündigen Autofahrt wurde so eine 13- oder 14-stündige Autofahrt. Egal, was an diesem Tag noch passieren sollte, die persönliche Erfahrung einer totale Sonnenfinsternis - das atemberaubenste Naturschauspiel auf diesem Planeten - hatte sich gelohnt.